8. Dezember 2016

Tonhalle St. Gallen

Pausenzeichen

Wolfgang Amadeus Mozart (1756–1791)

Klarinettenkonzert A-Dur KV 622

Allegro – Adagio – Rondo: Allegro

Franz Schubert (1797–1828)

Grosse Sinfonie C-Dur D 944

Andante – Allegro ma non troppo – Andante con moto – Scherzo: Allegro vivace – Allegro vivace

«Einszweidrei, im Sauseschritt Läuft die Zeit; wir laufen mit.» schreibt Wilhelm Busch in seiner Bildergeschichte über Julchen. Und wirklich: Kaum hat Nadine Reut, unsere Flötistin, an der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) ihren Flötenmaster abgeschlossen, macht es ihr bereits unsere Klarinettistin Patrizia Rohner gleich. Ehrensache, dass wir dieses Ereignis mit einem Klarinettenkonzert feiern. Und es gehört bereits zur schönen Tradition, dass sich die Laureatinnen das ihnen passende Konzert aussuchen dürfen.

Patrizia hat sich für das Klarinettenkonzert von Mozart entschieden, jenes Konzert, dessen erster Satz so geheimnisvoll beginnt, dessen zweiter Satz mich stets an das Herbstlied «Bunt sind schon die Wälder» erinnert und dessen abschliessendes Rondo so nichts von dem heraneilenden Tod, der den Meister innert zweier Monate einholen wird, erahnen lässt.

Diesem letzten Konzert von Mozart stellen wir die letzte Sinfonie von Franz Schubert zur Seite. Schubert scheint sehr lange an diesem Werk gearbeitet zu haben: Begonnen hat er die Sinfonie noch zu Lebzeiten Beethovens, beendet hat er die Komposition ein Jahr nach dessen Tod und damit ein Tor zur romantischen Orchestermusik weit aufgestossen mit Auswirkungen bis zu Anton Bruckner und Gustav Mahler. Wer unter Ihnen je einmal im Stadttheater St.Gallen eine Vorstellung besucht hat, erkennt die weitgeschwungene Hornmelodie am Anfang dieser Sinfonie sicher wieder: Mit dieser Melodie wird dort nämlich jeweils das Ende der Pause eingeläutet. Der zweite Satz hat die Form eines beschaulichen Ständchens, das der Melodienseligkeit des Liedkomponisten Schubert weiten Raum gewährt. Dem ersten Teil des Scherzos, in der Nachfolge Beethovens geschrieben, steht im Trio ein Schubertscher Ländler gegenüber. Fanfarenartig hebt das Finale an und trägt uns in einem nicht enden wollenden Wirbel von einem Einfall zum andern.

Die «grosse C-Dur-Sinfonie» ereilte das gleiche Schicksal wie die «Unvollendete»: Schubert hat sie zu seinen Lebzeiten nicht gehört. Erst elf Jahre nach ihrer Entstehung wurde sie von Felix Mendelssohn-Bartholdy in Leipzig uraufgeführt. Und im Publikum sass kein Geringerer als Robert Schumann, der in seiner Rezension voller Begeisterung schrieb: «Wer diese Symphonie nicht kennt, kennt noch wenig von Schubert».

Klarinette

Patrizia Rohner

Patrizia Rohner

Patrizia Rohner wurde 1992 in St.Gallen geboren. Mit neun Jahren besuchte sie ihren ersten Klarinettenunterricht bei Markus Egger. An der Kantonsschule am Burggraben St.Gallen absolvierte sie die Matura mit dem Schwerpunktfach Musik, worauf das Studium an der Zürcher Hochschule der Künste bei Professor Fabio di Càsola folgte. Nachdem sie im Sommer 2016 ihren Master in Musikpädagogik abgeschlossen hat, führt sie ihr Studium im Master-of-Performance-Konzert weiter.

Neben dem Studium ist sie als Klarinettenlehrerin für Privatschüler tätig. Sie spielt in verschiedenen Kammermusikformationen, Blas- und Sinfonieorchestern, darunter der Kammerphilharmonie Graubünden und im sinfonischen Blasorchester «aulos». Mit einem Klarinettenquartett trat sie mehrfach im Rahmen der Kammermusikreihe «klang Zürich» auf, zuletzt im Oktober 2015. Ermuntert durch ihren ehemaligen Klassenlehrer Robert Jud, ist sie schon während der Kantonsschulzeit dem Orchester Musikfreunde St.Gallen beigetreten. Weiter leitet sie Registerproben, unter anderem für die Musikschule Konservatorium Zürich.

Zu ihrer musikalischen Weiterbildung haben Meisterkurse bei Sabine Meyer, Jörg Widmann, Michael Collins, Philippe Cuper und Bernhard Röthlisberger beigetragen. Sie ist Preisträgerin bei der Schweizer Ausscheidung des Lions-Musikwettbewerbs 2015. Als nächstes wird sie die künstlerische Leitung eines Jugendprojekts am Opernhaus Zürich übernehmen.