16. Juni 2016

Tonhalle St. Gallen

Vladyslava Luchenko

Felix Mendelssohn-Bartholdy (1809–1847)

Violinkonzert e-Moll Op. 64

Allegro molto appassionato – Andante – Allegro molto vivace

Ludwig van Beethoven (1770–1827)

Sinfonie Nr. 7 A-Dur Op. 92

Poco sostenuto Vivace – Allegretto – Presto – Allegro con brio

Vor rund einem Jahr wurde mir plötzlich bewusst, dass das Orchester Musikfreunde und ich in den rund 22 Jahren erfolgreicher Zusammenarbeit noch nie eine Beethovensinfonie aufgeführt haben. Das musste sich sofort ändern.

Die 7. Sinfonie ist jene mit der langsamen Einleitung, die schon fast einen eigenen Sinfoniesatz darstellt, mit der an Spannung kaum zu überbietenden Überleitung zum schnellen Teil, in dem sich dann ein einziger Rhythmus gebieterisch durch alle Abschnitte hindurchzieht. Mein holländischer Dirigierlehrer in München, Jan Koetsier, meinte zu diesem Rhythmus, er töne wie «Amsterdam Amsterdam».
Dann dieser unvergessliche langsame Satz, dessen Thema aus Tonwiederholungen auf nur fünf verschiedenen Tonstufen besteht, ein Ton weniger als im Kinderlied «Ali mini Entli». Ein Thema, das bei jeder Wiederholung noch eindringlicher wirkt.

Es folgt dieses kaum enden wollende Scherzo mit dramatischen dynamischen Wechseln zwischen Forte und Piano und einem Trio, das einem Wiegenlied nahe kommt und das nach der versuchten dritten Wiederholung vom Komponisten abrupt beendet wird. Mit einem Knalleffekt beginnt der letzte Satz, der dann in einer Parforcetour sondergleichen von Orchester und Dirigenten das Letzte abverlangt.

Was konnte man diesem gewichtigen Werk zur Seite stellen? Hier kam mir der Zufall zu Hilfe. Migros Kulturprozent vermittelt nämlich zur Talentförderung junge Musiker als Solisten, indem sie einen Teil deren Sologage übernimmt. So fand ich auf deren Homepage den Namen der Geigerin Vladyslava Luchenko, die bei uns bereits zweimal als Solistin brilliert hatte. Also nichts wie zugreifen, um den bisherigen erfolgreichen Begegnungen mit Tschaikowsky sowie Bach und Bruch eine weitere als Krönung hinzuzufügen!

Dabei entschieden wir uns für das Violinkonzert in e-Moll von Felix Mendelssohn-Bartholdy, das schon zu seiner Entstehungszeit als naturgegebene Nachfolge von Beethovens Violinkonzert in D-Dur betrachtet wurde.

Auch zu diesem Konzert weiss ich eine schöne Textvorlage. Sie untermalt das Thema des letzten Satzes und heisst: «Joggeli will go Birli schüttle».

Violine

Vladyslava Luchenko

Vladyslava Luchenko

Bereits in frühester Kindheit entwickelte Vladyslava Luchenko eine große Liebe zur Musik und sie wusste bald, dass sie ihr Leben der Musik widmen möchte. So erhielt sie im Alter von knapp 5 Jahren den ersten Klavier- und Violinunterricht an der lokalen Musikschule.

Das rasch entdeckte absolute Gehör verbunden mit einer selten angeborenen musikalischen Intuition wurden umgehend gefördert. Sie bekam bereits im Alter von sieben Jahren einen Studienplatz am Lysenko Musikgymnasium für hochbegabte Kinder in Kiew, wo sie bis 2006 studierte.

Nach dem 1. Preis an einem internationalen Wettbewerb debütierte sie bereits mit 11 Jahren als Solistin in der Kiewer Philharmonie. Mit diesen frühen Erfolgen lenkte sie die Aufmerksamkeit der Vladimir Spivakov Stiftung in Moskau und der Stiftung «Freunde der Ukraine in der Schweiz» auf sich.

Bei einer ihrer musikalischen Begegnungen lernte sie Professor Zakhar Bron kennen, der sie 2006 in seine Klasse an der Züricher Hochschule der Künste aufnahm. Es folgten ein 1. Preis am Duttweiler-Hug Wettbewerb in Zürich, ein 2. Preis am Internationalen Violinwettbewerb Andrea Postacchini in Fermo (I) und ein 2. Preis am Internationalen Violinwettbewerb T. Varga in Martigny, bei dem sie auch den Publikums- und den Sonderpreis für die beste Interpretation gewann.

Der 1. Preis des Rahn-Musikpreises 2010 ermöglichte ihr ein Konzert mit dem Luzerner Sinfonieorchester in der Tonhalle Zürich. Ausserdem wurde ihr Studium mit einem Jahresstipendium der Marguerite Meister Stiftung bereichert und zweimal mit dem Studienpreis des Migros Kulturprozent ausgezeichnet.

2012 absolvierte sie erfolgreich ihr Konzertexamen und setzte ihre Ausbildung bei Professor Stephan Picard an der Hochschule für Musik Hanns Eisler in Berlin fort. Seit 2014 ist Vladyslava im Artist Diploma Programm der «Queen Elizabeth Music Chapel» in Belgien, wo sie unter der Begleitung des renommierten Geigers und Dirigenten Augustin Dumay nach neuer Inspiration sucht.

Zu ihren letzten Erfolgen zählt der «Rotary Excelence Preis», den sie 2013 in Lugano gewann. Es folgten zahlreiche Auftritte als Solistin mit renommierten Orchestern.